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Lektionen und Begegnungen

Texterin im Allgäu Stefanie Böck Isny Redatkeurin Portraits schreiben Texterstammtisch Allgäu

Lektion #1:

Den Schnurrbart unterbrechen


Nach vier Wochen bei der BILD-Zeitung wollte ich Journalistin werden. Mein Vater war alles andere als begeistert: „Jetzt lernst du erst mal was Gescheites.“ Mürrisch schrieb ich mich an einer Fachhochschule in Hessen ein. Mehr als zügig marschierte ich durch mein betriebswirtschaftliches Studium – bis zum Diplom. 

Motiviert, jetzt endlich eine begnadete Reporterin zu werden, bewarb ich mich an der Henri Nannen Journalistenschule – die mich dankend ablehnte. Der Grund: zu wenig Punkte im Promi-Bilder-Test und außerdem „zu fröhlich“. (Aus demselben Grund beendete übrigens auch meine Ballettlehrerin nach nur zehn Schnupperstunden meine Karriere als Tänzerin.)

Im Lokaljournalismus lief es genauso schleppend: Die Schwäbische Zeitung lud mich auch nach der dritten hartnäckigen Bewerbung nicht zur Vorstellungsrunde ein. Dann die gute Nachricht: Hannes Scholten aus Stuttgart wollte mich kennenlernen. 

Im Redaktionskonferenz-Raum der Zeitschrift „Cavallo“ erzählte mir der Chefredakteur an einem sehr heißen Tag sehr lange von den vielen Pflichten und Aufgaben einer wirklich guten Journalistin. 


„Kurze Zwischenfrage: Ist das hier ein Vorstellungs-Gespräch oder ein Vorstellungs-Zuhören?“, unterbrach ich ihn. Ich sei gut vorbereitet und tät jetzt auch gern mal was sagen. Stille. Scholtens Schnurrbart spannte sich – erfreulicherweise zu einem Lächeln. Zwei Jahre lang bildete mich ein ganzes Team aus sehr guten Journalisten zur Redakteurin aus. 

In meinem Volontariat machte ich fatale Fehler und landete überraschende Treffer. Ich berichtete inkognito aus Reitschulen, schrieb Portraits über Ur-Pferde-Züchter und organisierte Testberichte zum Thema Weidezaunsicherheit. Man zeigte mir, wie man ganz kurze und knackige Texte für die Titelseite schreibt und große Geschichten, die sich über mehrere Seiten erstrecken und trotzdem spannend sind.

Solides Handwerk, das mir bis heute hilft. Die Grundlage dafür lautet: zuhören. Und ja, auch mal unterbrechen, wenn man eine wichtige Frage hat. Aber vor allem: zuhören. Auch das hat mir Herr Scholten irgendwann doch noch erfolgreich beigebracht...


Lektion #2:
Der junge Mann und das Sofa

Hier verrate ich, was mich mit Boris Beckers Besenkammer verbindet. Zu Gast bei Michael Butkus auf dem Kleinstadtsofa.